Sie kamen aus Guinea, Uganda, Gambia und Afghanistan.
Und jetzt, Ende 2022, sind sie Dachdecker, Konditor, Metallbauer und Fliesenleger.
Schon seit 2018 hat die Ökumenische Flüchtlingshilfe Rhein-Ahr e.V. 10 junge Flüchtlinge in ihr „Projekt Flüchtlinge in Firmen als Fachkräfte integrieren“ (PFIFFIG)
aufgenommen, um ihnen durch eine Ausbildung in handwerklichen Berufen ein Aufenthaltsrecht in Deutschland und ein Auskommen durch eine qualifizierte Ausbildung
zu ermöglichen.
Die meisten von ihnen kamen als UMAs, unbegleitete minderjährige Asylbewerber, aus afrikanischen Ländern in den Kreis Ahrweiler, wurden in Jugendwohngruppen bis
zu ihrer Volljährigkeit betreut und besuchten die Integrationsklasse der Berufsbildenden Schule des Kreises.
Systematisch und intensiv Deutsch lernen war ihnen verwehrt, da sie als abgelehnte Asylbewerber keinen Anspruch auf den Besuch eines Integrationskurses hatten.
Eine Abschiebung in ihre Herkunftsländer war nicht möglich, da es sich eben um Kriegs- oder Krisengebiete handelte. Ihre Zukunft war ohne Perspektive, da sie nur mit
einer Duldung ausgestattet waren und somit jederzeit abgeschoben werden konnten, sobald dies möglich erschien. Nur, was sollten sie in ihrer ursprünglichen Heimat
anfangen, ohne Angehörige, schon seit vielen Jahren auf der Flucht vor Krieg und Elend? Eine qualifizierte Ausbildung nach deutschen Regeln konnte zumindest ihr
Aufenthaltsrecht während der Ausbildung absichern – und danach sieht man weiter.
Viele Unternehmen haben seit vielen Jahren Nachwuchssorgen! Gerade im Handwerk fehlt es an qualifizierten Mitarbeitern und interessierten jugendlichen
Auszubildenden. In verschiedenen Praktika erkannten einige Unternehmer die handwerklichen Fähigkeiten und den großen Lernwillen der jungen Flüchtlinge und waren
unter diesen Bedingungen zu einem Ausbildungsvertrag bereit.
Aber die meisten Jugendlichen hatten nur kurze Zeit oder gar nicht eine Schule in ihren Herkunftsländern besucht. Und die deutsche Sprache beherrschten sie nur
unzureichend. Hier kam die deutsche Postcode-Lotterie zur Hilfe. Sie unterstützte maßgeblich und nachhaltig dieses Projekt, so dass die Begleitung der Jugendlichen in
allen Lebensbereichen und der Erwerb der deutschen Sprache gesichert werden konnte. Notwendige Unterstützung im Bereich Mathematik und Fachrechnen leisten
nach wie vor ehrenamtliche Mitarbeiter, Lehrerinnen im Ruhestand oder im Mutterschutz und ein Ingenieur im Ruhestand.
Als nächste Hürde erwies sich die Corona-Pandemie, denn ein direkter Kontakt zwischen den Auszubildenden und ihren Lehrern war nicht mehr möglich, der Berufsschul-
Unterricht konnte nur online stattfinden. Durch die großzügige Unterstützung der Postcode-Lotterie und weitere Spenden konnte der kleine Flüchtlingshilfe-Verein den
jungen Lehrlingen gebrauchte Laptops zur Verfügung stellen und für jeden einen Internet-Anschluss einrichten und finanzieren.
Das alles funktionierte ganz gut bis zur Flutkatastrophe im Juli 2021:
Vier Projektteilnehmer verloren ihre Wohnung und mussten kurzfristig bei Freunden oder Bekannten unterkommen, ein Lehrling aus Dernau konnte erst in Bad
Godesberg im Aloisiuskolleg eine neue Unterkunft finden. Und drei von ihnen mussten nach der Flut einen neuen Ausbildungsbetrieb suchen, weil ihr Unternehmen nicht
mehr existierte.
Mitarbeiter und Mitglieder der Ökumenischen Flüchtlingshilfe Rhein-Ahr e.V. freuen sich, dass trotz dieser Umstände vier Jugendliche den Berufsbildungsabschluss im
Handwerk geschafft haben und nun ihre Unternehmen tatkräftig unterstützen können. Es bleibt zu hoffen, dass noch weitere Teilnehmer dieses Projekts ihre
Abschlussprüfungen bestehen, auch wenn sie den theoretischen Teil vielleicht wiederholen müssen – denn die praktischen Fähigkeiten werden ihnen von den Betrieben
voll bestätigt.